Die Tätigkeit des Grossen Rates
Ein Mitglied des Grossen Rates legt vor Amtsantritt folgendes Gelöbnis ab: «Ich gelobe, als Mitglied des Grossen Rates meine Verantwortung gegenüber Mensch, Gemeinschaft und Umwelt wahrzunehmen, die Wohlfahrt des Kantons Aargau und der Schweizerischen Eidgenossenschaft zu fördern und der Verfassung und den Gesetzen gemäss nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln.“ Aus diesem Gelöbnis geht hervor, dass der Grosse Rat nicht dazu da ist, reine Polemik zu betreiben, auch wenn dieser Eindruck immer mal wieder entsteht. Die 140 Mitglieder des Grosses Rates sollen die beste Lösung für unseren Kanton Aargau finden.
Die Sachgeschäfte werden, bevor sie in den Grossen Rat kommen, in den zurzeit 10 ständigen Kommissionen vorbereitet. Hier wird die Detaildiskussion geführt. Aktuell sind jeweils 15 Mitglieder, nach Parteistärke, darin vertreten. Die Kommissionssitzungen sind nicht öffentlich, jedoch kann jedes Mitglied des Grossen Rates die Protokolle einsehen. Die Zusammenarbeit mit der Kantonalen Verwaltung ist eng und meist ist der zuständige Regierungsrat an den Sitzungen anwesend.
Für die Grossratssitzungen sind im Schnitt um die 300 Seiten Akten, in Papier oder digital, zu studieren. Vertrauliche Akten mit sensiblen Daten (z.B. Bewerbungsakten, Einbürgerungen etc.) werden per Post verschickt.
Mit dem Mandat wird man zu vielerlei Lobbyanlässen eingeladen. Welche man besuchen will, ist jedem selbst überlassen. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass die Einladenden klar ihre Interessen vertreten. Da empfehle ich die Devise «weniger ist mehr»; auf jeder Hochzeit zu tanzen ist unglaubwürdig.
Ich wünsche unseren zukünftigen Grossrätinnen und Grossräten viel Spass und eine sorgsame Hand für unseren Aargau.
Die Wahl ins Bezirksgericht ist vorbei und steht schon wieder vor der Tür, denn obwohl ich die Wahl im März verpasst habe, kommt es jetzt im September zu einer Neuauflage, da eine Bisherige nicht wieder Antritt. Ich habe mir die Entscheidung nochmals anzutreten nicht einfach gemacht, jedoch der Umstand, dass ich dannzumal das absolute Mehr erreicht hatte jedoch als Überzählige ausgeschieden bin, stärkten meine Entscheidung. Nominiert wurde ich von der Bezirkspartei einstimmig.
Was hat dich dazu bewogen, dich für das Amt als Bezirksrichterin zur Verfügung zu stellen?
Dienst an der Gesellschaft, wenn und solange mir das Volk ein Amt anvertraut, ist eine mitgebrachte Grundhaltung von mir. Zudem finde ich es wichtig, dass verschiedenen Generationen am Gericht vertreten sind. Das ist heute nicht der Fall.
Was reizt dich an dem Amt?
Ich lerne gerne Neues. Als Bezirksrichterin kann ich mich zudem direkter für die Menschen in unserem Bezirk einsetzen.
Welche Qualitäten für dieses Amt bringts du mit?
Ich kann mich rasch in neue Themengebiete einarbeiten und bin es gewohnt Lösungen und Kompromisse zu finden. Ich bin eine empathische Zuhörerin, die viele verschiedene Kulturen kennt und schätzt. Zudem lese ich die Akten gründlich und bin deshalb dossierfest.
Du bist erfahrene Exekutiv- und Legislativpolitikerin. Als Bezirksrichterin wärst du Teil der Judikative. Was wird die grösste Herausforderung für dich sein, bei diesem Wechsel?
In der Judikative geht es darum, das Gesetz anzuwenden, zur Gerechtigkeit zu finden und dies abseits der Parteipolitik und breiten Öffentlichkeit. Das ist ein ganz anderes Tätigkeitsfeld. Zudem habe ich einen gesunden Respekt gegenüber den verschiedenen Schicksalen aller Menschen. Diesen Respekt will ich mir bewahren
Welche Attribute kann man von dir als Richterin erwarten?
Ich stehe mitten im Leben, habe Familie, Kind, Job und Hobby wie viele andere auch. Ich kenne also die heutigen Herausforderungen des Alltags bestens. Mir ist es wichtig, dass den Gesetzen entsprechende und verständliche Urteile gefällt werden. Gleichzeitig müssen wir Rücksicht nehmen auf die Konsequenzen, die wir als Gericht nicht steuern können wie beispielsweise der Verlust der Arbeitsstelle. Es braucht also ein Urteil, dass genau ist und zur Situation passt.
Du bist verheiratet und Mami eines Kleinkindes. Ist das ein Vorteil oder Nachteil?
Ein Vorteil. Ich kann die familiären Strukturen und Probleme gut wahrnehmen und sie so auch bei Verhandlungen, die Paare, Familien und Kinder betreffen einbringen. Gerade wenn jemand Jüngeres vor Gericht steht und Angst hat seine Existenz zu verlieren oder die Familie zu zerbrechen droh kann ich mich sehr gut in die Situation hineinversetzen.
Welchen Bezug hast du zum Bezirk Brugg?
Der Bezirk Brugg ist meine Heimat und mein Zuhause. Hier habe ich meine Wurzeln. Hier lasse ich gerne unsere Tochter aufwachsen.